Gabriele Thöne
Leben im Wasser
Wasser ist nicht nur als Nahrung existentiell, sondern auch ein Plus an Lebensqualität. Besonders Wohnraum am Wasser ist begehrt und kostbar. Kein Wunder also, dass die Bebauungspläne an der Rummelsburger Bucht für reichlich Kontroversen in den Diskussionen der Stadt sorgen. Mittendrin auch der geplante Wasserpark Coral World Berlin mit seinem Aquarium und dem Informationsangebot zum Leben im tropischen Wasser.
Als Projektdirektorin für Coral World ist Gabriele Thöne natürlich perfekt im Thema. Die Anwältin, ehemalige Geschäftsführerin des Tierparks und Vorstandsvorsitzende der Urania Berlin kennt die Zuständigkeiten und Befindlichkeiten der Stadt genauso wie den Anspruch, zoologische und biologische Zusammenhänge in informativen und unterhaltsamen Ausstellungen zu transportieren.
Dabei werden auch die Auswirkungen von Plastikmüll im Wasser und die globalen Effekte des Zustandes unserer heimischen Gewässer erläutert werden. Denn fernab von den unterschiedlichen Ansprüchen und Forderungen an das Areal neben dem Ostkreuz ist Wasser ein unersetzlicher Lebensraum für eine riesige Menge von Lebewesen, die dringend auf eine Bewusstseins- und Verhaltensänderung unserer modernen Gesellschaft angewiesen sind.
Der Mensch hat durch seinen unbedachten Umgang mit der Natur tatsächlich ein eigenes paläontologisches Zeitalter geschaffen, das Anthropozän; Plastik ist dabei mit Abstand der wichtigste Sedimenten-Baustein.
Gabriele Thöne
Wie sind Sie auf die Aktivitäten von ALLES IM FLUSS aufmerksam geworden?
Aufmerksam auf ALLES IM FLUSS wurde ich über wirBerlin, für das ich mich schon länger engagiere. Die besondere Ansprache der Zivilgesellschaft auf die Frage der Reinhaltung unserer kostbaren, stadtbild- und landschaftsprägenden Gewässer in Berlin und in der Region ist von ungeheuerer Bedeutung für uns und die uns nachfolgenden Generationen.
Darüber hinaus haben wir in Berlin, der deutschen Hauptstadt und in der Metropolregion eine Vorbildfunktion, die Strahlkraft besitzt. Grund genug mithin, sich für ALLES IM FLUSS zu interessieren und sich vor allem dort aktiv einzubringen.
Gibt es in Ihrer Organisation bereits laufende oder geplante Maßnahmen zur Reduktion von Plastikmüll?
Ich bin Projektdirektorin von Coral World Berlin, die unter der Leitung des Naturaktivisten und weltweit anerkannten Meeresbiologen Benjamin Kahn in Berlin das Wasserhaus im Bezirk Lichtenberg am Ostkreuz, Rummelsburger See, errichten wird. Nachdem nun der Bebauungsplan rechtskräftig ist, entwickeln wir im internationalen Team ein ganz besonderes Ausstellungshaus, in dem marine Lebensgemeinschaften einzigartig präsentiert und vor allem die Bedingungen, Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen den hiesigen Gewässern und den Weltmeeren gezeigt werden.
Dabei beschränken wir uns nicht allein auf die Zoologie, sondern werden den ganzheitlichen Ansatz der Ökologie sichtbar machen, in dem der Mensch agiert und sich verändernde Umweltbedingungen wieder im Kreislauf der Natur auf ihn und seine Umgebung auswirken.
Die Thematik Plastikmüll wird in diesem Zusammenhang eine herausragende Rolle spielen, denn in den Wassern unseres blauen Planeten ist der Einbringungsort durch die weltumspannende Vernetzung nicht entscheidend, sondern die Auswirkung auf das Leben in jeglicher Form.
Sehen Sie in diesem Projekt Ideen und Potentiale, die in das alltägliche Leben der Menschen übertragen werden können?
Der Mensch hat durch seinen unbedachten Umgang mit der Natur tatsächlich ein eigenes paläontologisches Zeitalter geschaffen, das Anthropozän; Plastik ist dabei mit Abstand der wichtigste Sedimenten-Baustein.
Das Wasserhaus Berlin macht es sich zur Aufgabe, eine Plattform des Dialogs hierzu zu werden und wird durch die Art seiner Präsentation und die geplanten Projekte die Besucher und Besucherinnen nachhaltig für die damit verbundenen Fragestellungen aufschließen und zwar auch vom Gefühl her, denn nur was wir verstehen lieben wir und nur was wir lieben werden wir auch schützen.
Welche Erfolge im Bereich der Reduzierung von Plastikmüll wünschen Sie sich für die Zukunft?
Natürlich wünsche ich mir in erster Linie eine spürbare Reduzierung des Plastikmülls in den Ozeanen und damit auch in unserer Region.
Dort wo Fische wieder gesunde Lebensbedingungen vorfinden, Korallen nicht an übersäuertem Wasser, an Klimaerwärmungen ausbleichen und ihre eminent wichtige Funktion als Brutstätte der meisten Meeresbewohner und Wellenbrecher vor den Kontinenten und Inseln verlieren, da haben auch wir eine Chance zu leben. Denn eine zweite Erde haben wir nicht.
Das Wunder des Lebens, das uns unser Planet bietet, kann nur vom und mit dem Wasser verstanden werden. Dieses Wunder muss man für sich fühlen und begreifen, dass jede und jeder von uns ein Teil davon ist. Das Wasserhaus Berlin will dazu seinen Beitrag leisten. Deshalb bin ich nicht mutlos, zumal ich mich in der Gemeinschaft mit Menschen weiß, die sich engagieren, eben bei ALLES IM FLUSS.