Pilotprojekt in Spandau 2019
"KIPPEN IN DEN KASTEN"
Das Projekt
Achtlos weggeworfene Kippen (Zigarettenlittering) sind nicht nur ein ästhetisches Ärgernis und großes Müllproblem. Die bei ihrer Zersetzung freiwerdenden Giftstoffe belasten in hohem Maße Natur und Umwelt und schädigen die darin lebenden Organismen. Für Kleinkinder kann das Verschlucken einer Kippe tödlich enden. Viele Raucher*innen sind sich jedoch nicht darüber im Klaren, wie negativ die Folgen der achtlos weggeworfenen Stummel tatsächlich sind.
Vor diesem Hintergrund hat wirBERLIN in Kooperation mit der KlimaWerkstatt Spandau 2019 das Pilotprojekt „Kippen in den Kasten – Stimm‘ ab mit deiner Kippe“ durchgeführt. Ziel war es, die Anzahl der achtlos weggeworfenen Kippen in dem Projektgebiet – die Spandauer Wilhelmstadt – zu reduzieren und für die Gefahren für Menschen und Umwelt zu sensibilisieren.
Hierfür wurden an verschiedenen Standorten in der Wilhelmstadt Zigarettenmülleimer in Form von „Umfrageboxen“ (sog. „Ballot Bins“) aufgestellt. Der Ballot Bin ist ein in auffälliger Farbe gestalteter Aschenbecher in Form einer Box, bei dem Raucher*innen ihre Zigarettenkippen beim Einwerfen gleichzeitig dazu benutzen können, um über ein zuvor festgelegtes Thema abzustimmen. Die Raucher*innen sollten dadurch auf positive Weise animiert werden, ihre Zigarettenkippen ordnungsgemäß zu entsorgen und nicht einfach fallen zu lassen.
Zudem wurden 1.000 Recycling-Taschenaschenbecher aus recyceltem Kunststoff verteilt. Die Aschenbecher waren mit Informationszetteln bestückt, die Hinweise zur Umweltschädlichkeit von Zigarettenkippen enthielten und dienten so neben ihrem praktischen Einsatz als Informationsmedium.
Projektbegleitende Informationsmaterialien wie Flyer, Postkarten, Sticker und Poster wurden in gedruckter wie digitaler Form produziert, um an stark frequentierten Orten öffentlich für die Inhalte und Ziele des Projekts zu informieren.
Zum Ende des Projekts fand ein Bürgerdialog statt. Bürger*innen, Politik und Verwaltung diskutierten hier, ob und wie der Ballot Bin in ganz Berlin zur Lösung des Problems beitragen kann und welche weiteren Maßnahmen und Lösungsansätze notwendig sind.
Fazit
Insgesamt konnten durch die 14 eingesetzten Ballot Bins über den Aufstellungszeitraum ca. 4.500 Zigarettenkippen eingesammelt werden. Dies zeigt, dass die Ballot Bins in der Wilhelmstadt als Entsorgungsmedium für Zigarettenkippen wahrgenommen, akzeptiert und genutzt wurden.
Durch den „Neuheits-Charakter“ der Ballot Bins in Zusammenspiel mit der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit erweckte das Projekt einige Beachtung in Berlin wie auch darüber hinaus. Aus einem eher kleinen, kiezbezogenen und zeitlich sehr limitierten Projekt hat sich so eine nachhaltige Dynamik in der Stadt entwickelt. Neben der Landespolitik und den Bezirksverwaltungen sowie der BSR zeigten vor allem Bürgerinitiativen, QMs und Stadtteilarbeitsbüros, wie auch andere Kommunen Interesse an der neuen und originären Idee eines speziellen Zigarettenkippenmülleimers in Form einer Umfragebox. Auch von Schulen wird vermehrt der Wunsch nach einem Ballot Bin an wirBERLIN herangetragen. Ganz besonders an Eingangsbereichen von Schulen ist die Kippenvermüllung besonders groß.
wirBERLIN wird diese Ansätze weiterverfolgen, insbesondere mit Schulen verstärkt Umweltbildungsmaßnahmen umsetzen, in weiteren Berliner Bezirken darauf hin arbeiten, Ballot Bins zu installieren, der Landespolitik und der BSR beratend und zur aktiven Begleitung des Themas zur Verfügung stehen und nicht zuletzt auch über Berlin hinaus den Austausch mit anderen Städten und Kommunen fördern.
ÜBERLICK
HINGUCKER IN DER WILHELMSTADT
Unterstützung fand das Projekt durch das Geschäftsstraßenmanagement und die Stadtteilarbeit Wilhelmstadt.
An ausgewählten Standorten in der Wilhelmstadt und am Rathaus Spandau haben wir Ballot Bins aufgestellt. Viele Inhaber*innen von Geschäften, Bars und Praxen unterstützten das Pilotprojekt und haben einen „Ballot Bin“ bei sich angebracht.
Die Nutzung variierte stark und hing von dem jeweiligen Standpunkt ab.
AUSWERTUNG: 15.08. - 31.10.2019
Während der Betriebsphase wurden die Ballot Bins im zwei-Wochen-Rhythmus geleert, gesäubert und mit einer neuen Frage versehen. Zwischendurch erfolgten Kontrollfahrten, um eventuelle Spuren von Vandalismus an den Ballot Bins etc. zeitnah feststellen und beheben zu können. Mit der Leerung der Ballot Bins wurden die eingesammelten Zigarettenkippen pro Standort und Antwort ausgezählt. Wichtiger Bestandteil war zudem ein regelmäßiger kommunikativer Austausch mit den „Paten“ der Ballot Bins, um Beobachtungen durch die Paten, Bemerkungen von Passanten etc. zu dokumentieren.
DIE PARTNER UND PATEN STELLEN SICH VOR:
Das Pilotprojekt „Kippen in den Kasten“ in der Wilhelmstadt in Spandau wird in Kooperation mit der Klimawerkstatt Spandau und mit Unterstützung des Geschäftsstraßenmanagements und der Stadtteilarbeit Wilhelmstadt durchgeführt.
An ausgewählten Standorten haben wir Ballot Bins in der Wilhelmstadt und am Rathaus aufgestellt. Viele Inhaber*innen von Geschäften, Bars und Praxen unterstützen das Pilotprojekt und haben einen „Ballot Bin“ bei sich angebracht.
Rund 1.000 Taschenaschenbecher aus recycelten Kunststoff mit innenliegendem Informationsblatt wurden an rauchende Bürger*innen in der Wilhelmstadt verteilt.
Die Verteilung erfolgte projektbegleitend sowohl über wirBERLIN im Rahmen von Veranstaltungen (wie z.B. dem Wilhelmstadtfest sowie dem Sportfest in der Freizeitsportanlage am Südpark), über das Rathaus Spandau sowie die Klimawerkstatt als auch durch die Pat*innen im Kontakt mit ihren Kunden und Gästen.
Kampagnenkarten, Sticker und großformatige Poster mit Hinweis auf die negativen Auswirkungen von Zigarettenkippen wurden an stark frequentierten Orten (Rathaus Spandau/Bezirksamt, VHS, Ordnungsamt etc.) sowie bei den beteiligten Gewerbetreibenden ausgelegt bzw. angebracht und verteilt.
Bürgerdialog KlimaWerkstatt Spandau
25. November 2019
Zum Ende des Pilotprojektes „KIPPEN IN DEN KASTEN“ zur Reduzierung achtlos weggeworfener Zigarettenkippen lud wirBERLIN gemeinsam mit der KlimaWerkstatt Spandau zu einem Bürgerdialog ein. Nachdem wirBERLIN erste Ergebnisse des Projektes mit den speziellen Zigarettenkippenaschenbechern in Form einer Umfragebox, sog. „Ballot Bins“, präsentierte, diskutierten die Teilnehmer*innen aus Zivil- und Bürgergesellschaft, aus der Nachbarschafts- und Quartiersarbeit, aus verschiedenen Bezirksverwaltungen ebenso wie Vertreter*innen aus dem Berliner Abgeordnetenhaus und der BSR ob und wie der Ballot Bin in ganz Berlin zur Lösung des Problems beitragen kann und welche weiteren Maßnahmen und Lösungsansätze notwendig sind.
Dabei war man sich einig, dass das flächendeckende Aufstellen von Ballot Bins grundsätzlich eine gute Idee für Berlin ist, insbesondere in der Nähe von Haltestellen. Darüber hinaus wurde vor allem eine verstärkte Informations- und Aufklärungsarbeit hinsichtlich des Themas gefordert auch in Form einer besseren Umweltbildung. Leidenschaftlich diskutiert wurden auch die Ansätze zur Einführung eines Pfandsystems für Zigarettenkippen und eine Taschenaschenbecherpflicht ähnlich dem Hundekotbeutel. Zudem gehörten die Einbeziehung der Tabakindustrie („Herstellerverantwortung“) und die stoffliche Verwertung von Zigarettenkippen („Recycling“) zu den wichtigsten Themen der Diskutanten.
Doch nicht nur "Berlin" diskutierte! wirBERLIN hatte Vertreter aus Stuttgart, wo man bereits seit 2017 mit Ballot Bins arbeitet, und aus Dresden, wo man gerade in der Planung solch einer Maßnahme ist, geladen.
Abschließend nahmen die anwesenden Abgeordneten – Marion Platta von der Fraktion DIE LINKE, Daniel Buchholz, von der SPD-Fraktion und Florian Kluckert für die FDP-Fraktion – Stellung zu den zuvor erarbeiteten Vorschlägen, Ideen und Forderungen. Grundsätzliche Einigkeit herrschte dabei, dass mehr getan werden müsse, um dem Problem langfristig Herr zu werden. Vor allem Daniel Buchholz kann sich ein Pfandsystem auf Kippen durchaus vorstellen, und Marion Platta fände eine Taschenaschenbecherpflicht für zielführend, wohingegen insbesondere die FDP eine flächendeckende Aufstellung von Ballot Bins in Berlin fordert.
Die Berliner Woche begleitete den Bürgerdialog. Hier findet ihr den entsprechenden Beitrag.
Nachfolgend einige bildhafte Impressionen sowie die Auswertung der diskutierten Ideen, Vorschläge und Forderungen.